“Du bist ja anders als die anderen …” – ein Satz, den viele mit Migrationshintergrund nur zu gut kennen. Genau dieses Gefühl zieht sich durch “Ein schönes Ausländerkind”: Man wird “gesehen”, aber zugleich markiert, bemüht sich, alles richtig zu machen, und fühlt sich trotzdem nie wirklich “dazugehörig”.
Die Geschichte erzählt von einer Familie aus Jugoslawien, die während des Kriegs nach Österreich flieht, um Schutz und ein neues Leben zu finden. Über einen Bekannten erfahren sie von der Familie Hell, die Menschen aufnimmt – unter der Bedingung, dass die Eltern ein bisschen “Hausarbeit” übernehmen. Die Familie zieht vorübergehend ein, doch schnell wird klar, dass Renate Hell von der Mutter immer mehr verlangt. Die Mutter hat dadurch immer weniger Zeit für ihre eigene Familie – für ihren Mann und ihre Tochter.
Besonders berührend ist, wie die Autorin die emotionale Last des Ankommens zeigt: den Preis, den jede:r zahlt, um irgendwo Wurzeln zu schlagen. Man spürt, wie die Mutter Teile ihrer eigenen Lebendigkeit einbüßt, der Vater sich zunehmend zurückzieht, und die Tochter auf eine bittere Art und Weise erfährt, dass ihr trotz guter Noten und Bemühungen der Status als “Einheimische” verwehrt bleibt. Das Etikett “Migrantin” klebt an ihr, egal wie sehr sie sich integriert oder wie sehr sie den österreichischen Kindern ähnelt. Gleichzeitig vermittelt das Buch lebendige Einblicke in die Kultur der Familie: Sie sprechen ihre Muttersprache, und durch Übersetzungen und erklärende Fußnoten fühlt man sich der Geschichte sehr nah.

“Ein schönes Ausländerkind” ist ein emotionaler, ehrlicher und zugleich humorvoller Roman, der tief berührt, ohne belehrend zu sein. Es zeigt einfühlsam, wie kompliziert Zugehörigkeit, Macht und Wahrnehmung in neuen Lebenssituationen sein können. Dieses Buch gehört für mich zu den Highlights des Jahres. Ich werde es bestimmt noch einmal lesen und kann es jedem von Herzen empfehlen.
Buchdetails
Titel: Ein schönes Ausländerkind
Autor: Toxische Pommes
Verlag: btb
Erscheinungstag: 12.11.2025
Seiten: 208 Seiten
ISBN: 978-3-442-77555-2





