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Gedenkort für NSU-Opfer

Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly hat am 21. März 2013, in Anwesenheit von Angehörigen der drei Nürnberger Opfer Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru und İsmail Yaşar den Gedenk- und Mahnort am Kartäusertor, Ausgang der Straße der Menschenrechte, der Öffentlichkeit übergeben. Rund 400 Nürnbergerinnen und Nürnberger brachten bei der Veranstaltung am Internationalen Tag gegen Rassismus ihre Trauer um die Opfer und ihre Solidarität mit deren Angehörigen zum Ausdruck.

„Im Bewusstsein, dass keine Geste der Erinnerung den erlittenen Verlust und den Schmerz der Familien wird heilen können, aber in der Hoffnung und dem festen Willen, die schrecklichen Ereignisse als Auftrag für die Zukunft zu begreifen, wünsche ich mir, dass viele Menschen an den vier Bäumen für die Menschenrechte innehalten mögen und ihre Botschaft in ihr tägliches Handeln einschließen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bei der offiziellen Gedenkveranstaltung der Stadt. Er zeigte sich beschämt, dass die schändlichen Taten nicht verhindert werden konnten, dass die Ermittlungsbehörden erst nach Jahren den Mördern auf die Spur kamen und dass Opfer wie Angehörige jahrelang fälschlicherweise kriminalisiert wurden.
Die Informationstafel am Gedenk- und Mahnort trägt die gemeinsam abgefasste Erklärung aller sieben von der Neonazi-Mordserie der Jahre 2000 bis 2007 betroffenen Städte sowie eine Information zum Konzept der Menschenrechtsbäume.

Unmittelbar neben der Tafel wurden vier Gingkos für die Menschenrechte gepflanzt. In Nürnberg symbolisieren seit 2007 überall im Stadtgebiet „Bäume für die Menschenrechte“ die Verpflichtung der Gesellschaft zu einem friedlichen, respektvollen und an den Menschenrechten orientierten Miteinander. Gegenwärtig sind es 67 Bäume. Auf diese Weise soll die Botschaft der 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in der ganzen Stadt Wurzeln schlagen.

Darüber hinaus haben die Stadt Nürnberg, der Freistaat Bayern und die Stadt München einen interkulturellen Jugendpreis ins Leben gerufen, der im Namen und zum Gedenken an die Opfer verliehen werden wird. Dieser wird mit insgesamt 10 000 Euro dotiert sein und soll vorbildliche Jugendprojekte auszeichnen, die den interkulturellen Dialog und das respektvolle Miteinander von Kindern und Jugendlichen fördern. Die erste Preisverleihung ist am 21. März 2014 geplant. „Es muss unser aller Aufgabe sein, eine Wiederholung solch unfassbarer Taten zu verhindern und jegliche Form von Extremismus bereits im Keim zu ersticken. Hierzu brauchen wir ein breites gesellschaftliches Engagement“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Gerade junge Menschen trügen dabei eine besondere Verantwortung, weshalb der Freistaat sehr gerne den Vorschlag der Stadt aufgegriffen habe, solch einen Preis auszuloben.

Auch bei den Überlegungen für einen Gedenkort im Sinne einer angemessenen Kombination aus Erinnerung und Mahnung für die Zukunft hatte die Stadt Nürnberg von Anfang an den Dialog mit den Opferfamilien gesucht und eine breite Diskussion mit der Zivilgesellschaft geführt. „Mit Gedenkstätten sollen nicht Steine, sondern die Köpfe und Herzen der Vorübergehenden bewegt werden. Und das kann mit diesem Ensemble, den vier Gingko-Bäumen, der Stele mit den Namen der zehn Ermordeten und einer Verurteilung der menschenverachtenden Taten der Neonazi-Verbrecher in der unmittelbaren Nähe zu den Säulen der Menschenrechte geschehen“, betonte Michael Helmbrecht, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg. Auch die Generalkonsulin der Republik Türkei, Ece Öztürk-Cil, erklärte: „Diese Gedenkstätte soll ein Ort des Mitfühlens und des Erinnerns sein. Wir brauchen gesellschaftliche Abwehrmechanismen, damit solche Taten nie wieder passieren können. Nur eine starke Zivilgesellschaft kann Extremismus entschieden bekämpfen“.

Im April 2012 haben die Städte Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn folgende gemeinsame Erklärung abgegeben:
„Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!

Wir trauern um
Enver Şimşek, 11. September 2000, Nürnberg
Abdurrahim Özüdoğru, 13. Juni 2001, Nürnberg
Süleyman Taşköprü, 27. Juni 2001, Hamburg
Habil Kılıç, 29. August 2001, München
Mehmet Turgut, 25. Februar 2004, Rostock
İsmail Yaşar, 5. Juni 2005, Nürnberg
Theodoros Boulgarides, 15. Juni 2005, München
Mehmet Kubaşık, 4. April 2006, Dortmund
Halit Yozgat, 6. April 2006, Kassel
Michèle Kiesewetter, 25. April 2007, Heilbronn“

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