Es ist beschlossen: Nürnberg will im Jahr 2025 Kulturhauptstadt Europas werden. Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat am 14. Dezember 2016 für eine Nürnberger Bewerbung gestimmt. Dies ist eine wegweisende Entscheidung für die Zukunft der Stadt. Sie geht weit über kulturelle Fragen im engeren Sinn hinaus. Es geht darum, Nürnberg insgesamt für die nächsten Jahre und Jahrzehnte weiterzuentwickeln – das bedeutet einen Aufbruch für die nächste Generation.
Beim Projekt Kulturhauptstadt weniger darum, eine Stadt herauszuputzen. Im Grunde schiebt es enormes Stadtentwicklungsprojekt an. Möglichst viele gesellschaftliche Gruppen sollen ihre Ideen in den Prozess einbringen können. Stoff für mögliche Themen liefern neben der Kultur auch die Bereiche Wirtschaft, Soziales, Umwelt, Sport und viele mehr. Wichtig ist dabei die europäische Dimension. Ziel ist es, als Stadtgesellschaft gemeinsam Themen zu entwickeln, die Anknüpfungspunkte auch über das Jahr 2025 hinaus bieten.
Aus den bisherigen Gesprächen und Überlegungen haben sich fünf, noch abstrakte Themenfelder als erste Denkrichtungen herauskristallisiert, aus denen sich der Faden für eine Bewerbung spinnen ließe. Europa, Digitalisierung des Alltags, Migration/Heimat/Diversity, eine zukunftsgerichtete Erinnerungskultur und die Frage der Zukunft der Arbeit laden zum Weiter- und Mitdenken ein. In Nürnberg haben mehr als 40 Prozent der Bewohner einen sogenannten Migrationshintergrund. Selbst der berühmteste Bürger der Stadt, Albrecht Dürer, war ein Einwandererkind. Wo liegen die Gemeinsamkeiten? Unser Leben spielt sich immer mehr online ab. Was passiert, wenn mal kein Internetzugang zur Hand ist? Die NS-Zeit prägt bis heute Teile des Nürnberger Stadtbilds. Wie soll man sich mit diesem Erbe auseinandersetzen? Wo liegen die Verbindungen in unser heutiges Leben? Spuckten einst die Bänder des Versandhändlers Quelle Pakete aus, erfüllt der 3-D-Drucker bald passgenau alle Wünsche. Wie verändert sich die Arbeit, wie verändert sie uns? Brexit, Abschottung, Bürokratie und immer wieder das Wort Krise – diese Begriffe prägen in letzter Zeit die Debatten um Europa. Doch Europa steht auch für Demokratie, Wohlstand, Frieden und kulturelle Vielfalt. Wohin steuert also Europa?
Wir wollen aktiv auf die Herausforderungen der sich verändernden Gesellschaft reagieren und möchten gerade der jungen Generation die Möglichkeit geben, ihre Stadt im Herzen Europas mitzugestalten.
Das Auswahlverfahren der Europäischen Kommission erfolgt in zwei Phasen: Auf eine Vorauswahl (Pre-Selection) im Jahr 2019 folgt eine Endauswahl (Selection) im Jahr 2020. In einem Bewerbungsbuch müssen die Städte nach festgelegten Kriterien ein festes Fragenraster beantworten. Bewertet werden Kriterien wie die Einbettung der Kulturhauptstadtaktivitäten in eine Langzeitstrategie, die Darlegung des europäischen Bezugs, die kulturellen und künstlerischen Inhalte einer stimmigen künstlerischen Vision, die Sicherstellung der Umsetzung, die Erreichung und Einbindung der Gesellschaft sowie Budget und Managementstrukturen. Die von einer zwölfköpfigen EU-Jury ausgewählte deutsche Stadt trägt dann den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025. Mit dieser Entscheidung beginnt die konkrete Arbeit an Projekten und Veranstaltungen aller Art.
Aktuell planen auch Magdeburg, Mannheim, Kassel, Chemnitz, Hildesheim, Dresden und Leipzig eine Bewerbung. Neben Deutschland darf sich für 2025 auch eine Stadt aus Slowenien bewerben.
Wer Nürnberg nicht nur die Daumen drücken, sondern sich am Entwicklungsprozess der Bewerbung beteiligen will, ist herzlich dazu eingeladen. Unter dem Top-Thema Kulturhauptstadt auf www.nuernberg.de finden Sie die Termine unserer nächsten Informationsveranstaltungen. Kommen Sie hin und diskutieren Sie mit!
Ihr
Dr. Ulrich Maly
-Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg