Was passiert, wenn die Stadt, in der du geboren und aufgewachsen bist, dir das Gefühl gibt, nicht dazuzugehören? Wenn jede Tür, an die du klopfst, fest verschlossen bleibt? Hazal, 17 Jahre alt und Berlinerin, steht vor genau diesen Fragen. An ihrem 18. Geburtstag, an dem sie eigentlich nur mit ihren Freundinnen feiern möchte, nimmt ihr Leben eine drastische Wendung: Ein schicksalhafter Zwischenfall zwingt sie, alles hinter sich zu lassen und nach Istanbul zu fliehen – in eine Stadt, die ihr zwar neue Chancen bietet, jedoch auch viele Risiken mit sich bringt.
„Ellbogen“, inszeniert von Aslı Özarslan und basierend auf dem gleichnamigen Debütroman von Fatma Aydemir, nimmt uns mit auf eine intensive Reise durch Hazals Welt. Der Film, der als Eröffnungsfilm auf dem 28. Filmfestival Türkei Deutschland in Nürnberg gefeiert wurde, hat bedeutende Anerkennung erhalten: Er wurde unter anderem mit dem Preis für die Beste Regie beim FrauenFilmFest, dem Preis für den besten regionalen Spielfilm beim Lichter Filmfest in Frankfurt und dem Preis der Jugendjury beim Marburger Kids- & Jugendfestival ausgezeichnet. Zudem feierte „Ellbogen“ seine Weltpremiere auf der 74. Berlinale in der Sektion Generation.
Der Film berührt einen wunden Punkt und löst ein intensives Gefühl des Unbehagens aus – eine Mischung aus Wut, Trauer und Frustration. Beim Ansehen von „Ellbogen“ wird mir klar, dass die Geschichte von Hazal weit über eine fiktive Erzählung hinausgeht; sie spiegelt die Realität vieler Menschen mit Migrationshintergrund wider. Die Herausforderungen, die Hazal durchlebt, sind keine Einzelfälle, sondern Teil der Erfahrungen vieler junger Menschen, die ähnliche Hindernisse überwinden müssen.
Hazals Geschichte steht stellvertretend für die alltäglichen Kämpfe, mit denen sich viele Menschen in vergleichbaren Situationen konfrontiert sehen. Der Film taucht tief in ihre Welt ein und zeigt eindrucksvoll die systemische Intoleranz, das Streben nach Zugehörigkeit und die schmerzhaften Schritte des Erwachsenwerdens.
Asli Özarslan gelingt es mit „Ellbogen“, ein Werk zu schaffen, das in seiner rauen und ungeschönten Art das Erwachsenwerden in einer Gesellschaft zeigt, die oft nicht bereit ist, alle ihre Mitglieder gleichermaßen zu akzeptieren. Der Film stellt starke Frauenfiguren in den Mittelpunkt, die gegen die Herausforderungen kämpfen, die ihnen im Weg stehen. „Ellbogen“ ist ein bedeutender Beitrag zur Sichtbarkeit dieser Geschichten und zur Repräsentation der Vielfalt unserer Gesellschaft.
Ab heute ist „Ellbogen“ im Kino und auf Kinotour. Weitere Informationen zu den Vorführungen und Tickets findet ihr auf www.jip-film.de.
FILMCREDITS
Regie: Aslı Özarslan
Romanvorlage: Fatma Aydemir
Drehbuch: Claudia Schaefer, Aslı Özarslan (Co-Autorin)
Produziert von: Jamila Wenske, Achtung Panda!
Kamera:Andaç Karabeyoğlu-Thomas
Schnitt: Ana Branea, David J. Achilles
Ton: David Almeida-Ribeiro, Andreas Radzuweit
Musik: Délphine Mantoulet
Casting: Manolya Mutlu
Cast:
Melia Kara – Hazal
Jamilah Bagdach – Elma
Asya Utku – Gül
Nurgül Ayduran – Ebru
Doğa Gürer – Mehmet
Mina Özlem Sağdiç – Semra
Jale Arikan – Sultan
Ali Emre Şahin – Onur
Ercan Karaçayli – Salih
İdil Baydar (Gilet Ayse) – Frau Göktan Shadi Eck – Mahdi
Haydar Şahin – Halil
Orhan Kiliç – Ömer Kuzu
Katrine Eichberger – Frau Meyer
Jörg Pintsch – Lars Immer/Ladendetektiv
Denis Riffel – Thorsten