Auf dem diesjährigen Filmfest München hatte ich das Glück, „Tatami“ zu sehen und an einem Q&A mit dem Regisseur Guy Nattiv teilzunehmen. Der Film, der von einem iranisch-israelischen Regie-Duo – Zar Amir und Guy Nattiv – inszeniert wurde, hat mich tief beeindruckt und gehört zu meinen Favoriten des Festivals.
„Tatami“ erzählt die bewegende Geschichte von Leila, einer iranischen Judokämpferin, die zur Judo-Weltmeisterschaft nach Tiflis reist, um ihren größten Traum zu verwirklichen: die erste Goldmedaille für den Iran zu gewinnen. Selbst meine anfängliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Judosport konnte den Film nicht davon abhalten, mich zu fesseln und meine Spannung bei den Wettkämpfen kontinuierlich zu steigern.
Der Film sticht durch seine Schwarzweiß-Bildsprache hervor. Guy Nattiv erklärte während des Q&A, dass diese Entscheidung dem Film eine zeitlose Qualität verleiht und ihn von spezifischen Epochen löst. Zudem spiegelt das Schwarzweiß die dualistischen gesellschaftlichen Regeln wider, die das Leben iranischer Frauen bestimmen. Auch das 4:3-Bildformat, das an die begrenzte Fläche der Tatami-Matten im Judokampf erinnert, erzeugt ein klaustrophobisches Gefühl und verstärkt das Empfinden von Eingeschlossenheit und Unausweichlichkeit.
Die Handlung des Films nimmt eine dramatische Wendung, als Leila während des Wettbewerbs auf eine israelische Konkurrentin treffen könnte. Das Teheraner Regime, in Sorge um eine mögliche Niederlage, stellt Leila ein Ultimatum: Entweder sie täuscht eine Verletzung vor und zieht sich zurück, oder sie riskiert, als Staatsverräterin gebrandmarkt zu werden. Diese Entscheidung bringt nicht nur ihre eigene Sicherheit, sondern auch die ihrer Familie und Trainerin in Gefahr.
Zar Amir, die als Regisseurin und Schauspielerin glänzt, und Guy Nattiv haben gemeinsam ein Werk geschaffen, das nicht nur durch seine politische Brisanz, sondern auch durch seine künstlerische Raffinesse besticht. Die Hauptrollen sind mit Arienne Mandi als Leila und Zar Amir als ihre Trainerin Maryam hervorragend besetzt.
„Tatami“ feierte seine Weltpremiere 2023 in der „Orizzonti“-Reihe bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig und wurde mit dem renommierten „Brian Award“ ausgezeichnet. Zar Amir wurde zudem beim Tokyo International Filmfestival zur „Besten Schauspielerin“ gekürt.
Für alle, die außergewöhnlichen und bewegenden Geschichten schätzen, ist „Tatami“ ein Film, den man nicht verpassen sollte. Ab heute läuft er in den deutschen Kinos – lasst euch dieses cineastische Erlebnis nicht entgehen!
FILMCREDITS
Regie: Guy Nattiv, Zar Amir
Drehbuch: Guy Nattiv, Elham Erfani
Produzent*innen: Adi Ezroni, Mandy Tagger Brockey, Jaime Ray Newman, Guy Nattiv
Cast: Arienne Mandi, Zar Amir, Jaime Ray Newman, Nadine Marshall, Lir Katz