Samstag, April 27, 2024
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„Zweisprachigkeit und interkulturelle Kompetenz sind Stärken, die gefördert, gewürdigt und gesehen werden müssen“

Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann empfängt den neu gewählten Vorstand des Türkischen Elternvereins Hessen

Unterschiedlicher kultureller Hintergrund sollte für kein Kind ein Hindernis sein, in Deutschland den Zugang zu Bildung zu erhalten. Doch die Realität sieht oftmals anders aus. Den Weg zu einer gleichberechtigten und fairen Bildungschance zu öffnen, ist zum einen Aufgabe der Politik, aber auch Institutionen und Initiativen können hier helfen und unterstützen, Missstände und Probleme zu erkennen und zu beheben. Dabei fängt die Arbeit im vorschulischen und schulischen Umfeld an. Der 2018 gegründete Türkische Elternbund Hessen (TEB) setzt genau hier an. Im Dreieck Eltern-Schüler-Schule engagiert sich der Verein für alle bildungs- und chancengerechten Themen.

Am Donnerstag, 3. März, hat Oberbürgermeister Peter Feldmann die Vorstandsmitglieder des TEB zu einem Gespräch und Austausch empfangen. „Bildung für alle sollte oberstes Ziel sein. Das fördere ich und ist ein wichtiger Punkt meiner Politik. Den Weg zur Bildung für alle zu öffnen, unabhängig davon, woher sie kommen und welchen Hintergrund sie haben, liegt mir als Oberbürgermeister sehr am Herzen“, sagte Feldmann zu Beginn des Gesprächs. Aus diesem Grund sei er froh, dass sich auch Eltern bei dieser Thematik zu Wort meldeten, engagiert Unterstützung anböten und Veränderungen anstießen.

Im Dezember 2021 hat der Verein einen neuen Vorstand gewählt. Dabei wurden Hatice Bektaş-Alpsar zur Vorsitzenden, Seyhan Gökkaya und Nebahat Kösali-Kündaş zu stellvertretenden Vorsitzenden, Meltem Coşkun zur Kassenwartin, Bahar Solak zur Schriftführerin gewählt. Gemeinsam mit Gülcan Aygün vom Verein sprachen die Vorstandsmitglieder Bektaş-Alpsar, Gökkaya und Kösali-Kündaş mit Feldmann über Türkisch als zweite oder dritte Fremdsprache neben herkunftssprachlichem Wahlpflichtunterricht, über islamischen Religionsunterricht, pandemiebedingten Nachteilsausgleich für Schülerinnen und Schüler und über die Anpassung von Lehrmaterialien und Bildungseinrichtungen sowie einer möglichen Reform der Lehrkräfteausbildung in Bezug auf Diversität. Zudem betonten sie, dass die Vorteile der Mehrsprachigkeit mehr beworben und herausgestellt werden müssten.

„Menschen mit Migrationsgeschichte haben zum einen ihre Herkunft, zum anderen sind Erziehung und Interessen von beiden Kulturkreisen – zum Beispiel dem türkischen und dem deutschen – beeinflusst und geprägt. Es entsteht eine interkulturelle Kompetenz – eine Stärke, die gefördert und vor allem auch gewürdigt und gesehen werden muss“, betonte Feldmann. Von dieser Stärke profitiere die Stadt als Gesellschaft und auch als Wirtschaftsstandort: „In unserer international geprägten und weltoffenen Stadt brauchen wir genau diese Kompetenz – sie stärkt uns und prägt unsere vielfältige Gemeinschaft. Ich möchte Eltern wie junge Menschen ermutigen, diesen wichtigen Teil der eigenen Identität zum Vorteil zu machen.“

Die Pandemie habe gezeigt, dass Chancengleichheit und der Zugang zu Bildung wichtiger denn je sind. Schulschließungen und Homeschooling haben die Ungleichheit der Bildungschancen verschärft. „Daher ist es wichtig, unseren Kindern zu vermitteln, dass Bildung kein Luxusgut ist, sondern ein Recht. Einigen Familien fehlte eine Internetverbindung und die nötige Hardware – das hat Homeschooling schwierig, ja sogar unmöglich gemacht. Das darf in unserer Stadt, in unserem Land nicht passieren. Das, was in der pandemiebedingten Schließung der Schulen bei der Vermittlung von Wissen und Sozialkompetenzen verloren gegangen ist, hat eine Lücke hinterlassen, die es gilt zu schließen“, sagte das Stadtoberhaupt. Aus diesem Grund sei es wichtig, stets im Austausch und Gespräch mit Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern zu bleiben. Ohne Zweifel sei Bildung eines der wichtigsten Grundrechte.

Die Vorstandsvorsitzende des Türkischen Elternbundes in Hessen Hatice Bektaş-Alpsar appellierte an die gesamte mehrsprachige sowie türkischsprachige Elternschaft, dass sie in den Schulen ihrer Kinder aktiver mitwirken und schulbezogene Themen mitgestalten: „Das Niveau der Deutschkenntnisse der Eltern soll nicht den Weg versperren und ein Hindernis darstellen. Wir müssen immer, so gut es geht, Zeit für die Bildung unserer Kinder haben. Wo immer Hilfe und Rat nötig ist, steht der Türkische Elternbund Hessen immer zu Verfügung und unterstützt.“

Ziel des Vereins ist es, zur Förderung der Kinder und Jugendlichen im vorschulischen, schulischen und außerschulischen Bereich beizutragen und dafür zu sorgen, dass die Erziehungsberechtigten an der Lösung der Erziehungs- und Bildungsproblemen der Kinder mitwirken und Einfluss nehmen können. Für Hatice Bektaş-Alpsar steht fest: „Es gibt viel zu tun. Wir werden in allen Bereichen der Bildung in unserem Bundesland helfend und beratend sowie kritisch mitbestimmen.“ Im Schuljahr 2019/20 hatten hessenweit fast 40 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler einen Migrationshintergrund, betont der Vorstand. Organisationen wie der TEB seien deshalb wichtig, um ein Recht auf Mitsprache sowie Teilhabe herbeiführen zu können.

Weitere Informationen unter: teb-hessen.de

Oberbürgermeister Peter Feldmann mit Vertreterinnen des Türkischen Elternbunds Hessen im Rathaus Römer (v.l.): Nebahat Kösali Kuendas, Hatice Bektas-Alpsar Gülcan Aygün und Seyhan Gökkaya, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Ben Kilb


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