Die bayerische Band „Unterbiberger Hofmusik“, bestehend aus dem Ehepaar Irene und Franz sowie ihren hochmusikalischen Söhnen Xaver, Ludwig und Franz, veröffentlichte im Sommer letzten Jahres ihr siebtes Album mit dem Titel „Bavaturka – Türkische Reise“. Die Band aus Unterbiberg verknüpft damit geschickt bayerische und türkische Volkslieder, wie „Dere Geliyor“, mit einem Hauch von lebendigem Jazz Groove.
Zur Entstehung von „Bavaturka – Türkische Reise“ sagt der Familienoberhaupt Franz Josef Himpsl selbst: „Hätte mir jemand noch vor fünf Jahren prophezeit, dass wir einmal ein türkisches Programm spielen werden – damals hätte ich verständnislos mit dem Kopf geschüttelt. Doch wie heißt es so schön „sag niemals nie“. Im Grunde genommen wurden die Weichen bereits 2005 und 2008 gestellt, als wir auf Einladung des Goethe- Instituts in Izmir und Istanbul zu Gast waren. Während unserer Aufenthalte in der Türkei lernten wir eine unglaubliche Gastfreundschaft, interessante Menschen und phantastische Musiker kennen und durften ganz besondere Einblicke in die türkische Musik nehmen. All das hat uns seitdem nicht mehr los gelassen.“
Im Interview mit Musiker Xaver Himpsl erfahren wir mehr über die Entstehungsgeschichte der CD:
Wie ist die Idee entstanden bayerische Musik mit der türkischen Musik zu verbinden?
Die Idee hat eine ganze Weile gebraucht zu entstehen. Vor allem der Punkt ein ganzes Album in dieser Weise zu machen. Das erste Mal haben wir türkisch gespielt, als wir vom Goethe- Institut nach Istanbul eingeladen worden sind. Damals war mein Vater davon überzeugt, dass wir mindestens ein türkisches Stück spielen mussten, um den Türken einen Schritt entgegen zu kommen. Unser Problem war z.B. einen 7/8 Takt auf die Schnelle richtig zum grooven zu bringen. Aber die Türken waren begeistert, somit war der erste Schritt getan. Auf einer späteren Tour hat mein Vater einen Austausch mit einer türkischen Schule eingefädelt und dadurch wurden die Verbindungen immer enger.
Wie war eure bzw. deine Beziehung zur türkischen Bevölkerung und Kultur vor der „Türkischen Reise“? Was hat sich danach eventuell geändert?
Meine persönliche Erfahrung mit Türken war vor unserem ersten Türkei Aufenthalt sehr beschränkt. Vielleicht nicht gerade die fast schon üblichen Vorurteile über die „U-Bahn Türken, die nicht gescheit Deutsch können“, da ich auch einige türkische Mitschüler im Gymnasium hatte, die in diese Vorurteile nicht reingepasst haben. Aber getroffen hat man sie schon ab und zu, vor allem bei uns in Neuperlach. Das hat sich natürlich noch mal ganz schön gedreht, als wir erst Türken im eigenen Land kennengelernt haben und dann auch mehrere Deutsch-Türken hier. Vor allem die Musiker, wie Seref und unser türkischer Chor (Armoni Ahenk) haben natürlich mein Bild sehr positiv beeinflusst. Bei meinem Vater war es ganz am Anfang ähnlich, glaube ich. Ihn hat vor allem frustriert, dass es an seiner Realschule eben türkische Kinder gab an die er nicht emotional herankam. Das hat ihn besonders dazu inspiriert türkische Lieder zu lernen. Auch wenn das erst mal nicht so funktioniert hat, wie er sich das vorgestellt hat.
Was gefällt dir an der türkischen Musik?
Die ungeraden Taktarten und der damit zusammenhängende Groove gefällt mir am besten. Es regt einfach zum Tanzen an.
Spielt ihr auf jedem Konzert Lieder aus dem Album „Bavaturka“?
Im Moment ja, da auch unser Live-Programm „Bavaturka“ heißt. Das hei˚t aber nicht, dass wir nur Stücke aus diesem Album spielen. Welche Stücke wir spielen, hängt auch ein bisschen vom Solisten ab.
Die Auswahl der Lieder ist sehr beeindruckend. Mir sind besonders die armenischen Tänze aufgefallen. Woran habt ihr euch bei der Auswahl der Lieder orientiert?
Es ist bei uns immer so, dass jeder Stücke mitbringen kann, der mitspielt und die meisten tun das auch. Die armenischen Tänze sind eine Hommage von Jay an seine armenisch- stämmige Frau Kim Nazarian (New York Voices). Unsere Grundsatzidee war, dass man nicht nur die Türkei abdeckt, sondern mehr. Da hat diese persönliche Verbindung gut gepasst.
Welches Lied aus dem Album „Bavaturka“ liegt dir besonders am Herzen?
Mein persönliches Lieblingslied sind die armenischen Tänze. Sie sind so melancholisch und haben eine Kraft, wie ich sie selten bei einem Stück erlebt habe. Klingt alles natürlich sehr sinfonisch. Jay Ashby spielt auch ein unglaublich schönes Solo auf diesem Stück.
Können wir uns in Zukunft auf weitere bayrisch-türkische Alben freuen?
Es wird wohl noch ein bis zwei Jahre dauern, aber wir haben durchaus vor, in dieser Richtung noch weiter zu suchen, was uns gefällt. Im Moment macht Franz ja auch noch eine Fortbildung für das Kultusministerium. Kann sein, dass wir einige von den Liedern, die er dort verwendet, auch noch für uns zurechtschneidern.
„Bavaturka – Türkische Reise“ ist in allen gut sortierten CD Läden erhältlich und bestellbar auf:
www.unterbiberger.de
Einige Konzerttermine:
MÜNCHEN
19.03.2013, Fraunhofertheater, Stury-Stiftung
18.05.2013, Klangfest
23.10.2013, STUDIO 2
Bayerischer Rundfunk
AUGSBURG
21.07.2013, Fronhof, Matinée
Alle Tourtermine finden Sie unter: www.unterbiberger.de/Konzerte
Text: Görkem Şahin