Drei Menschen sind in Nürnberg den Morden der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zum Opfer gefallen: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru und Ismail Yaşar. Zwei weitere Menschen, Habil Kιlιç und Theodoros Boulgarides, wurden in München ermordet. Sie wurden Opfer aus einem einzigen Tatmotiv heraus: menschenverachtendem Rassismus. Diese Verbrechen haben uns schockiert. Wir fragen uns, warum sie nicht verhindert werden konnten. Das Versagen unserer Sicherheitsbehörden hat das Grundvertrauen vieler Menschen in den Rechtsstaat erschüttert. Dieses Grundvertrauen ist für eine freie, plurale Gesellschaft aber fundamental. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dieses verlorengegangene Vertrauen wieder herzustellen.
Dazu kann jeder von uns einen Beitrag leisten. Wir alle müssen uns für ein respektvolles und solidarisches Miteinander einsetzen. Wir müssen sehr wachsam sein gegenüber allen Formen von Ausgrenzung, Menschenfeindlichkeit und Verächtlichmachung – sowohl in der großen Politik als auch im privaten Umfeld. Ausländerfeindlichkeit ist leider ein Alltagsphänomen: bei scheinbaren Kleinigkeiten, einem schnell dahingesagten rassistischen Spruch, über Zugewanderte und Flüchtlinge, über Menschen anderen Aussehens oder Glaubens.
Die pauschalen Zuschreibungen des vermeintlichen „Andersseins“, des „Wir“ und „Die“ und die damit verbundenen Abwertungen der Anderen beginnen oftmals im Elternhaus, in der Schule, innerhalb von Gruppen Gleichaltriger. Frühzeitige Begegnungen von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft sowie gemeinsame Aktivitäten und Projekte fördern die Verständigung und den Abbau von Vorurteilen und Stereotypen. Die Entwicklung gemeinsamer Interessen, die Selbstverständlichkeit des alltäglichen Miteinanders, die Wertschätzung von Gemeinsamkeiten und der produktive Umgang mit Unterschieden sind elementare Bausteine einer Kultur der wechselseitigen Anerkennung. Rechtsextremen und menschenfeindlichen Argumentationen wird damit der Nährboden entzogen.
Um die Bedeutung solcher Begegnungen zu betonen und diese öffentlich zu würdigen und zur Nachahmung anzuregen, rufen das Bayerische Innenministerium und die beiden Städte Nürnberg und München einen interkulturellen Jugendpreis ins Leben. Er soll ein deutliches Zeichen gegen Diskriminierung und Intoleranz und für den interkulturellen Dialog und das respektvolle Miteinander von Kindern und Jugendlichen setzen. Ausgezeichnet werden können Projekte von Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren, die sich in besonderer Weise für die Begegnung und den Dialog zwischen Menschen ihrer Altersgruppe mit unterschiedlichen Wurzeln einsetzen. Das können Aktive eines Sportvereins oder einer Musikband sein, Mitglieder einer Schülermitverantwortung oder eine Nachbarschaftsinitiative. Das Projekt muss eine nennenswerte Anzahl von jungen Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft erreichen und eine Vorbildfunktion für andere Gruppen und gesellschaftliche Bereiche haben. Die Verleihung der mit 5 000, 3 000 und 1 000 Euro dotierten Preise wird ab 2014 jährlich am 21. März erfolgen, dem Internationalen Tag gegen Rassismus.
Informationen über den Interkulturellen Jugendpreis veröffentlicht die Stadt Nürnberg im Internet unter www.menschenrechte.nuernberg.de. Schauen Sie mal rein!
Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Dr. Ulrich Maly